#rethinkeurope
Zwischen Herausforderung und Chance – die europäisch-afrikanische Partnerschaft
Spannende Einblicke und motivierende Ausblicke beim Kongress #rethinkeurope in Passau

Die Zukunft Europas hängt nicht zuletzt auch an jener des afrikanischen Kontinents. Hat Afrika keine Zukunft, so hat auch Europa keine – darin waren sich die Teilnehmer des jüngst stattgefundenen Kongresses #rethinkeurope einig, die unter dem Motto „Changing Perspectives“ in Passau zusammen gekommen sind und in verschiedenen Gesprächsformaten ebenso ehrliche wie mutige Perspektiven für eine fruchtbare afrikanisch-europäische Partnerschaft erarbeitet haben.

Was verstehen wir in diesem Fall unter dem Begriff einer „Partnerschaft“?

Welche Erwartungen werden von beiden Seiten an diese herangetragen?

Und was ist die Verantwortung der Politik?

Diese und weitere Fragen standen am Beginn einer intensiven Auseinandersetzung über die Herausforderungen, die Probleme aber auch die ungemeinen Perspektiven und Chancen, die in einer funktionierenden und gegenseitig fruchtbaren afrikanisch-europäischen Partnerschaft liegen. Das Ziel sollte letztlich eine win-win-Situation für Europa ebenso wie für Afrika sein, entstanden aus dem ehrlichen Bestreben heraus, langfristige und tragfähige Perspektiven für den afrikanischen Kontinent zu entwickeln. Ein solches Bestreben setzt Mut voraus und mitunter auch Risikobereitschaft, denn nicht immer ist von Beginn an abzusehen, welche Saat wo und wann welche Früchte tragen und welche Entwicklung welchem Anreiz folgen wird.

Klar wurde allerdings auch: Die Stabilität Afrikas hat ein ureigenes Interesse von Europa zu sein, denn gerade was die Migration angeht, wurde eine Atmosphäre der Sorge und der Angst in Europa konstatiert. Diese sei nur schwer in eine Atmosphäre der Perspektive und Zukunft umzuwandeln und müsse sehr ernst genommen werden, um die Wähler nicht an rechtspopulistische Parteien zu verlieren. Ein stabiles Afrika würde hierbei zahlreiche aktuelle Probleme reduzieren und den Anreiz für Migranten, nach Afrika zurück zu kehren, deutlich erhöhen.

Afrika – ein Kontinent und 54 Gesichter

Es gibt nicht das eine Afrika, von dem wir ausgehen können und in dieser Vielgestaltigkeit liegt eine besondere Herausforderung – diese Erkenntnis stand über dem gesamten Panel, das sich mit den Anforderungen und Erwartungen des afrikanischen Kontinents befasste. Vielmehr sind da 54 höchst unterschiedliche und schon in sich äußerst komplexe Länder, die das Afrika formen, das Europa in einer Partnerschaft gegenüber steht.

„Hört uns zu, wenn ihr uns helfen wollt – redet nicht über Afrika, sondern mit Afrika“

Auch die afrikanischen Kongressteilnehmer verwiesen eindringlich auf die vielen Gesichter und Geschichten Afrikas und die Gefahr, Afrika seitens Europas auf nur eine Perspektive zu reduzieren und ihm eine feste Meinung überzustülpen. „Hört uns zu, wenn ihr uns helfen wollt“, lautete vielmehr der Appell der jungen Generation – „redet nicht über Afrika, sondern mit Afrika“.

Miteinander ins Gespräch kommen, offen sein, Kontroversen und Konflikte akzeptieren und Brüche und Widersprüche aushalten – das forderten die afrikanischen Diskutanten von ihren europäischen Partnern ein. Im Rahmen des Kongresses wurde dieser Wunsch kraftvolle Realität und berichteten sie von dem großen Erbe und der mannigfaltigen Identität Afrikas, die auch dann spürbar und prägend seien, wenn man in Amerika aufgewachsen sei. Mit der Vielseitigkeit des Kontinents und den ganz unterschiedlichen Strukturen der einzelnen Länder würden aber auch 54 Chancen einhergehen, so die Teilnehmer, die den afrikanischen Farbenreichtum und den visionären Spirit des zukunftsorientierten Kontinents eindrucksvoll nach Passau brachten.

Investitionen, Mut und Leadership – Europa in der Verantwortung

Auf Seiten Europas wurde eine oftmals sehr, mitunter zu analytische Herangehensweise erkannt, die die Entwicklung von langfristigen und visionären Zielen blockiere. Dabei sei es gerade mit Blick auf die vielen Facetten und Möglichkeiten Afrikas wichtig, den Denkraum zu öffnen und verantwortungsvoll weiter voraus zu schauen, statt ausschließlich Krisenmanagement zu betreiben.

Als problematisch wurde die häufige Fixierung auf die Ausgabe von Geldern im Rahmen der staatlichen Entwicklungshilfe betont, da diese für sich genommen keine wirklich nachhaltige Entwicklung vor Ort gewährleiste. Viel bedeutsamer, gerade für ein langfristiges Wachstum in Afrika, sei die Rolle von sinnvoll eingesetzten privaten Investitionen und privatem Kapital, so die Erfahrung der Diskutanten. Dienen diese nachhaltigen Projekte vor Ort, statt zu einer weiteren Ausbeutung von Rohstoffen zu führen, seien die europäischen Unternehmen in Afrika ein wesentlicher Teil der Lösung, die den Menschen in Afrika Einkommen und Beschäftigung brächten.

Hierbei seien keineswegs nur die häufig genannten Großkonzerne gefragt, sondern insbesondere der Mittelstand. Bereits in Afrika aktiven Unternehmen komme hier eine besondere Vorbildfunktion zu und auch Start-Ups könnten in Afrika eine große Rolle spielen. Für Unternehmer bietet der afrikanische Markt eine phänomenale Chance, so die einhellige Meinung, und gerade im Bereich der Telekommunikation und des Energiesektor gäbe es ein ungemeines Potential. Angst vor kurzfristigen Risiken sei hier fehl am Platz, vielmehr sollte die Langzeit-Perspektive führend sein, basierend auf einem ehrlichen Dialog mit den afrikanischen Partnern, dessen Ziel es nicht sei, fixe Module überzustülpen, sondern gemeinsam neue Ideen zu verwirklichen.

Ganz am Ende ist eine Lösung der Probleme nur von innen heraus möglich und liegt in Afrika und in den Menschen dort das stärkste Potential, so die Quintessenz des Afrika-Schwerpunkts bei  #rethinkeurope. Die Partnerschaft zwischen Afrika und Europa ist auf dem Weg hierzu ein wichtiger Begleiter.

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