Kroatien ist bereit für die EU

Die geleistete Reformarbeit und die Antikorruptionskampagne haben überzeugt: Zum 1. Juli 2013 tritt Kroatien der EU bei. Gleichzeitig kämpft das Land mit einem gesunkenen Bruttoinlandsprodukt und einer hohen Arbeitslosigkeit. Was muss ein Manager wissen, wenn er erfolgreich Geschäfte in Kroatien machen will?
Mit 88 Prozent katholischer Bevölkerung mag Kroatien auf den ersten Blick relativ einheitlich erscheinen, doch es vereint viele verschiedene Kulturräume: Istrien und Dalmatien sind norditalienisch geprägt, während in der Hauptstadt Zagreb und in anderen nordkroatischen Städten das Erbe der k.u.k. Monarchie noch sichtbar ist. Slawonien kann man als typisch ostmitteleuropäisch beschreiben, den Nordosten als ungarisch und an der Grenze zu Bosnien sind südslawische Einflüsse spürbar. „Übrigens sollte Kroatien nie als Teil des Balkans bezeichnet werden. Genauso wenig gehört Kroatien zu Osteuropa. Im Geschäftsleben wird Kroatien schlicht als Mittelmeerstaat bezeichnet“, erklärt Faiza Ikeda, Interkulturelle Beraterin für Kroatien bei der ICUnet.AG.
Auf dem Sprung in die Europäische Union
Kroatien ist nach Slowenien das zweite Land der sechs ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken (Bosnien Herzegowina, Kroatien, Mazedonien, Montenegro, Serbien und Slowenien), das am 1. Juli 2013 in die Europäische Union aufgenommen wird. Die zehn Jahre andauernden Bemühungen der Demokratisierung, Stabilisierung und inneren Modernisierung haben sich gelohnt.
Korrekte Vorstellung und Small Talk schaffen Vertrauen
Mündliche Konversation ist in Kroatien lebendig und ausdrucksstark. Die Kroaten pflegen das Gesagte mit Gesten zu unterstreichen und sie sprechen meist auch lauter als Deutsche oder andere Nordeuropäer. „Für manch zurückhaltenden Kollegen könnte es allerdings schwer sein, hier zu Wort zu kommen“, sagt Ikeda.
Beim Beginn eines Geschäftstreffens ist es wichtig, jede Person korrekt vorzustellen. In Kroatien legt man Wert darauf, Informationen mit Personen auszutauschen und so über den jeweiligen Hintergrund informiert zu sein. Stolz und Selbstachtung spielen hier eine große Rolle; das Konzept des „Gesichtwahrens“ sollte immer beachtet werden. Geschäftsreisende sollten also genügend Zeit für das Kennenlernen der Kollegen aufbringen, anstatt sich direkt auf zu erledigende Aufgaben zu fokussieren. Manager, die eine gute Beziehung zu ihren Teams aufbauen, werden schwierige Probleme viel eher lösen – und die Mitarbeiter werden den Vorgesetzen dabei gern unterstützen.
Entscheidungen des Managements sind unantastbar
In Kroatien ist die Hierarchieakzeptanz stark ausgeprägt. Dem höheren Management, das häufig auch gewisse Privilegien genießt, wird großer Respekt entgegengebracht. Privilegien für die Führungsebene sind mehr akzeptiert, als es in den nordeuropäischen Ländern der Fall ist. „Ein solches Privileg könnte zum Beispiel ein Parkplatz direkt am Haupteingang des Unternehmens sein“, sagt die Expertin. Das Konzept der Gleichheit ist im Hinblick auf das Hierarchieverständnis nicht so ausgeprägt wie in manch anderen Ländern. „Es wird nicht erwartet, dass Entscheidungen, die das Management getroffen hat, dem gesamten Team erläutert werden“, berichtet sie.
Persönliche Gespräche sind wichtiger als E-Mails
Im Allgemeinen sollten sich Geschäftspartner eher auf die mündliche Kommunikation konzentrieren als auf das Verfassen von langen E-Mails. „Persönliche Gespräche werden als hilfreicher und produktiver angesehen, um eine langfristige Geschäftsbeziehung aufzubauen“, rät Ikeda. Einen Tipp hat die Länderexpertin noch: Man sollte unbedingt vermeiden, während eines Geschäftstreffens das Smartphone zu benutzen. Auch während der Pausen sollte man sich eher auf den Smalltalk mit den Kollegen konzentrieren. Schließlich könnten während dieser kleinen Pausen wichtige Informationen ausgetauscht werden.