Slowenien – zwischen Alpen und Mittelmeer

w.news, November 2016

Es ist kaum verwunderlich, dass ausgerechnet in diesem Land, wo nicht nur österreichische und italienische Spuren das slawische Volk prägen, ein nationaler Feiertag der Kulturen gefeiert wird. Wie verhält man sich aber in Slowenien, welches wunderschöne Landschaften zu bieten hat, aber oft nur als Durchreiseland bekannt ist, zwischen all diesen Einflüssen im beruflichen und geschäftlichen Leben am besten? Natasa Tovornik, interkulturelle Beraterin der ICUnet.AG, stellt das Land, welches wunderschöne Landschaften zu bieten hat, aber oft nur als Durchreiseland bekannt ist, aus einer geschäftlichen Perspektive vor.

Egozentriker-Manier weicht konfliktscheuen „Polyzentrikern“

Slowenien hat eine polyzentrische Kultur, was bedeutet, dass Slowenen sich schnell und gerne an ihre Gesprächs- oder Geschäftspartner anpassen. Auch wenn sie selbst eher indirekt kommunizieren, können sie sich gut auf direkte Kommunikationspartner einstellen. Diese polyzentrische Kultur macht es also einfach, mit Slowenen zusammenzuarbeiten, auch wenn oft keine klare Erwartung kommuniziert wird. Die polyzentrische Einstellung vereinfacht auch die bereitwillige Übernahme fremden Know-hows und Best Practices. Eine indirekte Kommunikation äußert sich in ausweichenden Erklärungen statt einer negativen Antwort. Konflikte sollen so nach Möglichkeit umgangen und das Gesicht des Partners gewahrt werden. Die goldene Regel in der Kommunikation mit Slowenen lautet: Kritik wird nicht öffentlich geäußert.

Deutsche Effizienz trifft italienische Lebensart

Slowenen können bei einem ersten Geschäftstreffen sehr reserviert erscheinen und pflegen die eher formelle Begrüßung auf die deutsche Art, jedoch nicht ohne dem Gegenüber ein Lächeln zu schenken und freundlichen Augenkontakt zu bewahren. Slowenen bestehen wie auch deutsche Geschäftspartner auf Pünktlichkeit bei Meetings. Bei einer Viertelstunde Verspätung sollte man Bescheid geben oder das Treffen lieber absagen.

Beim Beziehungsaufbau hingegen sollte man sich besonders viel Zeit nehmen und mit Geduld wappnen, da geschäftliche Entscheidungen in Slowenien oft von der persönlichen Einstellung und dem Vertrauen gegenüber dem Geschäftspartner abhängig sind. Beziehungsaufbau ist das A und O. Es gilt: Wer viele Kontakte hat, dem vertraue ich. So ist die slowenische Geschäftskultur eine Mischung aus deutscher Effizienz und italienischer Lebensart, wobei dieser zweite Aspekt oft nicht direkt zum Ausdruck kommt. Berufliches und Privates werden in Slowenien zumeist noch sehr getrennt.

Hohes Hierarchieverständnis begleitet ausgeprägten Teamgeist 

Entscheidungen im slowenischen Geschäftsleben werden meist auf höheren Hierarchieebenen getroffen. Dieses Hierarchiedenken wird schon von Kindesalter an erzogen. Autoritäten werden niemals angezweifelt. In Teams jedoch ist die Hierarchie sehr flach und auch hier gilt, dass Entscheidungen weniger nach konkreten Fakten, sondern nach persönlichen Gesichtspunkten getroffen werden. Das Team wird von einer Gemeinschaftsorientierung geprägt, die besonders die schwächeren Mitglieder schützt. Individualismus und Alleingänge werden schlecht akzeptiert.

Die Familie spielt in Slowenien eine große soziale Rolle. Ähnlich der deutschen Kultur gilt “my home is my castle”. Nach Hause eingeladen zu werden ist also ein großer Vertrauensbeweis der sehr warmherzigen Slowenen.

Es sind Ihnen bestimmt viele Gemeinsamkeiten und Parallelen zu deutschen Verhaltensweisen und Geschäftsbeziehungen aufgefallen. Haben Sie also keine Angst sondern freuen Sie sich, wenn es demnächst für Sie heißt: „Ihr nächstes Projekt führt sie nach Slowenien!“