Exploring China

Am 8.März ist der Weltfrauentag. In Deutschland bekommen Frauen eine kleine Aufmerksamkeit wie Süßigkeit oder Rosen, während in China Frauen einen halben Tag Urlaub bekommen.

Die Rolle der Frau in der chinesischen Gesellschaft ist sehr stark im Wandel. Bis 1950 durften Männer in China einer Ehefrau noch weitere Frauen, die als Konkubinen bezeichnet wurde, heiraten, aber Frauen konnten nur zu einem bestimmten Mann zugeordnet werden. Ich kann mich noch an die gebundenen Füße meiner Großmutter erinnern. In ihrer Kindheit mussten sich Mädchen im Alter von etwa vier Jahren die Füße brechen und bandagieren lassen. Das Ergebnis dieser Folter wurde „Lotusfüße“ genannt. Fortan war die Mobilität dieser Frauen stark eingeschränkt, sie konnten sich quasi nur tänzelnd bewegen – ein Zeichen für den gesellschaftlichen Status des Ehemannes. Frauen haben in der feudalistischen Vergangenheit kaum Respekt bekommen, sowohl in der Familie und als auch der Gesellschaft. Erst Mao machte Schluss mit dieser Praxis. Der Gründer der Volksrepublik Chinas sagte, dass die „Hälfte des Himmels“ den Frauen gehöre. Danach durften die Frauen nicht mehr zur Hochzeit gezwungen werden, und sie durften sich scheiden lassen. Das schmerzhafte Einbinden der Füße zu verkrüppelten „goldenen Lotusblüten“ wurde endgültig verboten. Frauen, die auf den Feldern arbeiteten, hatten Anspruch auf einen Lohn.

Aber in einer sehr hierarchisch geprägten Gesellschaft, wo Männer sehr lang Zeit dominierten, haben Frauen immer noch viel zu kämpfen. Die Frauen heute müssen sowohl die traditionelle als auch die modernen Rollen spielen, nämlich sich um den Haushalt, das Kind und die Eltern kümmern und gleichzeitig erfolgreich im Beruf sein. Darüber hinaus sollen die Frauen auch immer jung und hübsch bleiben, um sich vor der Konkurrenz zu schützen. Denn in einer typischen vom Konfuzianusmus geprägten Gesellschaft war die geschlechtliche Treue in der Ehe jeher den Frauen, nicht aber den Männern vorgeschrieben. Obwohl die Gleichberechtigung von Mann und Frauen als Grundrecht in der Verfassung festgelegt wurde, sieht es in der Praxis doch ziemlich anders aus.

Nicht selten erleben wir die modernen chinesischen Frauen, die sehr gut ausgebildet, selbstbewusst und erfolgreich sind. Der Wirtschaftsboom bietet Frauen viel mehr Chancen im Beruf. Heute ist in China fast die Hälfte aller Angestellten weiblich. In einem Drittel der Staatsunternehmen haben sie es sogar in Führungsjobs geschafft. Obwohl die chinesischen Frauen oft in ihrer traditionellen Rolle immer noch als das schwache Geschlecht gesehen werden, kämpfen sie immer mehr und mehr in ihrer modernen Rolle als die Trägerin der Hälfte des Himmels. 

Autor: Hailan Liu